Es gibt Tage, da ist die Motivation einfach grenzenlos. Die Laufschuhe sind geschnürt, die Playlist ist bereit, und du kannst es kaum erwarten, loszulegen. Doch plötzlich ziehen am Horizont dunkle Wolken auf, und ein fernes Donnergrollen lässt dich innehalten. Gewitter im Anmarsch – was nun? Solltest du deinen Lauf verschieben oder trotzdem die Strecke angehen? In diesem Artikel beleuchten wir umfassend, worauf du beim Joggen bei Gewitter achten musst und welche Risiken es zu vermeiden gilt.
Die Risiken beim Laufen während eines Gewitters
Gewitter sind beeindruckende Naturphänomene, aber sie bringen auch Gefahren mit sich, die nicht unterschätzt werden sollten. Besonders Läufer im Freien sind einigen spezifischen Risiken ausgesetzt.
Blitzschlag: Eine unterschätzte Gefahr
Der Blitzschlag ist wohl die bekannteste Gefahr bei Gewittern, doch viele unterschätzen, wie wahrscheinlich er tatsächlich ist.
- Blitze suchen sich den höchsten Punkt in der Umgebung. Auf freiem Feld oder auf Hügeln könntest du unfreiwillig zum Blitzableiter werden.
- Metallgegenstände verstärken das Risiko. Dazu gehören nicht nur Trinkflaschen oder Schmuck, sondern auch Kopfhörer und sogar die Metallteile in deinen Laufschuhen.
- Seitliche Blitzeinschläge können bis zu 15 Kilometer vom eigentlichen Gewitter entfernt auftreten. Das bedeutet, dass du auch bei scheinbar sicherer Entfernung gefährdet bist.
Wie wirkt ein Blitz auf den Körper?
Ein Blitzschlag kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:
- Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand.
- Verbrennungen durch die extreme Hitze des Blitzes.
- Neurologische Schäden, die langfristige Auswirkungen haben können.
Regen und Sichtverhältnisse
Neben Blitzen bringt ein Gewitter oft starken Regen und Wind mit sich, was weitere Risiken birgt.
- Rutschige Untergründe: Nasse Wege, insbesondere wenn Laub oder Schlamm im Spiel sind, erhöhen die Sturzgefahr.
- Erschwerte Sicht: Regen kann deine Sicht einschränken, Hindernisse werden schwerer erkennbar.
- Übersehen werden: Autofahrer und Radfahrer haben ebenfalls mit schlechter Sicht zu kämpfen, was das Risiko erhöht, dass sie dich übersehen.
Windböen und umstürzende Bäume
Starke Windböen können Äste abbrechen oder sogar Bäume entwurzeln:
- Gefahr durch herabfallende Äste auf Waldwegen.
- Plötzliche Windstöße, die das Laufen erschweren oder dich aus dem Gleichgewicht bringen können.
Unterkühlung und gesundheitliche Risiken
Die Kombination aus Nässe und Wind kann schnell zu Unterkühlung führen, selbst bei milden Temperaturen.
- Kühlung des Körpers durch nasse Kleidung, was zu Muskelsteifheit führen kann.
- Erhöhte Infektanfälligkeit: Dein Immunsystem kann geschwächt werden, was das Risiko für Erkältungen erhöht.
Expertenmeinung von Dr. Sonja Mühlberg
Dr. Sonja Mühlberg, unsere renommierte Sportmedizinerin und begeisterte Läuferin, warnt eindringlich:
“Das Joggen bei Gewitter birgt ein hohes Gefahrenpotenzial. Viele unterschätzen nicht nur die direkte Gefahr durch Blitzeinschläge, sondern auch die indirekten Risiken wie Stürze oder Unterkühlung. Als Medizinerin rate ich dringend davon ab, bei Gewitter im Freien zu laufen. Sicherheit sollte immer oberste Priorität haben.”
Was du tun kannst, wenn du von einem Gewitter überrascht wirst
Manchmal erwischt es einen einfach. Du bist mitten im Lauf, und plötzlich ziehen Wolken auf. Was nun?
Schnell handeln und Schutz suchen
- Suche sofort Schutz: Idealerweise in einem Gebäude mit Blitzableiter oder in einem Auto.
- Meide offene Flächen: Bleibe weg von Feldern, Hügelkuppen und freien Plätzen.
- Verlasse Gewässer: Seen, Flüsse oder Pfützen leiten Elektrizität hervorragend.
Keine geeignete Unterkunft in Sicht?
Wenn weit und breit kein Schutz verfügbar ist:
- Hocke dich in eine Mulde: Mache dich so klein wie möglich, Füße eng zusammen.
- Meide Erhebungen: Gehe nicht auf Anhöhen oder Hügel.
Verhaltenstipps bei Blitzgefahr
- Abstand zu Metallgegenständen: Lege sie, wenn möglich, ab oder halte sie fern vom Körper.
- Keine Gruppenbildung: Halte mindestens drei Meter Abstand zu anderen Personen.
- Elektronische Geräte ausschalten: Schalte Handy und Musikplayer aus und verstaue sie sicher.
Was du nicht tun solltest
- Nicht unter einzelnen Bäumen Schutz suchen: Sie ziehen Blitze an.
- Keine Regenschirme verwenden: Der Metallstab kann Blitze anziehen.
- Nicht hinlegen: Dadurch vergrößerst du die Auflagefläche und erhöhst das Risiko eines Spannungstrichters.
Präventive Maßnahmen für Läufer
Die beste Strategie ist, gar nicht erst in eine gefährliche Situation zu kommen. Hier sind einige Tipps, wie du im Vorfeld planen kannst.
Wettervorhersagen beachten
- Nutze spezialisierte Wetter-Apps: Diese bieten oft detaillierte Informationen und Warnungen vor Unwettern.
- Lokale Wetterdienste: Regional sind die Vorhersagen oft präziser.
Blitzradar und Gewitterwarnungen
- Blitzradar-Apps: Zeigen in Echtzeit an, wo es gerade blitzt.
- Warnmeldungen aktivieren: Lass dich per Push-Nachricht über Unwetter informieren.
Planung der Laufzeit und -route
- Laufe zu Zeiten geringerer Gewitterwahrscheinlichkeit: Meistens sind das die frühen Morgenstunden.
- Wähle Strecken mit Schutzmöglichkeiten: Parks mit Pavillons, Strecken durch bewohnte Gebiete.
Flexibilität ist Trumpf
- Sei bereit, deine Pläne anzupassen: Manchmal ist es besser, eine kurze Strecke zu laufen oder den Lauf zu verschieben.
- Informiere jemanden über deine Laufroute: So kann im Notfall Hilfe schneller organisiert werden.
Indoor-Alternativen und Trainingsvariationen
Wenn das Wetter unsicher ist, gibt es viele Möglichkeiten, dennoch aktiv zu bleiben.
- Laufband im Fitnessstudio: Eine sichere und wetterunabhängige Alternative.
- Alternatives Training: Nutze die Zeit für Yoga, Krafttraining oder Schwimmen.
- Intervalltraining zu Hause: Mit Körpergewichtsübungen kannst du effektiv trainieren.
Ausrüstung für unsicheres Wetter
Die richtige Ausrüstung kann zwar nicht alle Risiken eliminieren, aber sie kann helfen, sicherer unterwegs zu sein.
Funktionskleidung und Sichtbarkeit
- Wasserdichte, atmungsaktive Kleidung: Schützt vor Nässe und verhindert Auskühlung.
- Reflektierende Elemente: Erhöhen die Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen.
- Kopfbedeckung mit Schirm: Hält Regen aus dem Gesicht und verbessert die Sicht.
Technische Helfer
- Wasserdichte Hüllen für Elektronik: Schützen Handy und MP3-Player vor Nässe.
- Stirnlampe: Verbessert die Sicht bei dunklem Himmel und macht dich für andere sichtbar.
Sicherheitsausrüstung
- Notfallkontakte im Handy speichern: Unter “ICE” (In Case of Emergency) können Helfer schnell Angehörige kontaktieren.
- Kleines Erste-Hilfe-Set: Für kleine Verletzungen unterwegs.
Joggen bei Gewitter – unser Fazit
Deine Leidenschaft fürs Laufen ist großartig, aber deine Sicherheit steht an erster Stelle. Gewitter sind unberechenbar und können selbst für erfahrene Läufer gefährlich werden. Es ist keine Schwäche, einen Lauf zu verschieben oder abzubrechen – im Gegenteil, es zeugt von Verantwortungsbewusstsein. Denke daran: Es gibt immer einen nächsten Tag, an dem du deine Strecke bei Sonnenschein und sicheren Bedingungen genießen kannst.
Bleib achtsam, plane voraus, und höre auf deinen Instinkt. So kannst du deine Läufe sicher und mit Freude absolvieren, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Foto: Nelson / stock.adobe.com
Quellen:
Deutscher Wetterdienst (DWD) – Verhalten bei Gewitter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/6/18.html (abgerufen am 24.10.24)
Laufen bei Gewitter: 10 Fakten und Mythen: https://www.achilles-running.de/laufen-bei-gewitter-fakten-und-mythen/ (abgerufen am 24.10.24)
Wenn es kracht und blitzt: Verhalten bei Gewitter: https://triathlon.de/blogs/journal/wenn-es-kracht-und-blitzt-verhalten-bei-gewitter (abgerufen am 24.10.24)